(istock©RuslanGuzov) Großeltern leisten einen enormen Beitrag für die Gesellschaft.
Milliardenschwerer Enkel-Einsatz
Mit Schulbeginn sind viele Großeltern wieder stark als bewährte Betreuer gefragt. Omas und Opas erbringen damit eine milliardenschwere Leistung, die viel mehr Wertschätzung in unserer Gesellschaft verdient, ist Bundesrat Ernest Schwindackl, der Obmann des Steirischen Seniorenbundes, überzeugt.
Der September bringt in Österreich nicht nur den Schulbeginn, sondern auch eine stille, oft als selbstverständlich betrachtete, große Mobilisierung: Großmütter und Großväter, in der Mehrzahl natürlich Pensionistinnen und Pensionisten, übernehmen wieder höchst verlässlich Enkel-Service aller Art, springen ein, wenn Eltern bei der Arbeit sind, und halten mit großem Einsatz das soziale Gefüge der Familien zusammen.
Die Generationsbefragung von Statistik Austria lieferte beeindruckende Zahlen und Fakten zu diesem Thema: Rund 60 Prozent der Großeltern, also etwa zwei Drittel, übernehmen regelmäßige Betreuungsaufgaben für ihre Enkelkinder. Besonders Frauen engagieren sich: Über 70 Prozent der Omas, aber auch knapp die Hälfte der Opas sind oft viele Stunden lang im Einsatz.
Leistung
„Auch, wenn das die Großeltern meistens sehr gerne tun – es ist kein Freizeitvergnügen, sondern ein enormer Beitrag zum Funktionieren unserer Gesellschaft“, sagt Schwindsackl. Experten-Schätzungen zufolge repräsentiert die Enkelbetreuung durch Omas und Opas in Österreich einen ökonomischen Wert von drei bis vier Milliarden Euro pro Jahr. Der Seniorenbund-Landesobmann: „Man stelle sich vor, dieses Leistungspaket müsste von professionellen Kräften übernommen werden – unser Sozialsystem wäre heillos überfordert.“
Schwindsackl nimmt in diesem Zusammenhang auch Bezug auf ein aktuelles Thema: „In unserem Land wird wieder einmal heftig über Pensionen diskutiert – über Anpassungen, Finanzierungslasten und manch Anderes. Oft schwingt dabei der Unterton mit, ältere Menschen seien primär ein Kostenfaktor. Dem müssen wir vehement widersprechen!“ Der Seniorenbund-Obmann weiter: „Ich ärgere mich immer wieder über Aussagen, dass die Pensionen ein Loch reißen würden. Aber kaum jemand redet über die gewaltigen Leistungen, die wir Älteren tagtäglich erbringen. Ob Kinderbetreuung, Pflege oder Ehrenamt – das alles spart Milliarden und macht unser Land menschlicher.“
Für viele Seniorinnen und Senioren sei die anstehende Pensionsanpassung von rund 2,7 Prozent keine abstrakte Zahl, sondern eine existenzielle Frage. Schwindsackl: „Wir reden über Menschen, die ein Leben lang gearbeitet, Kinder großgezogen und auch nach dem Erwerbsleben noch enorme Beiträge leisten. Sie verdienen Respekt und finanzielle Sicherheit – nicht Misstrauen oder Neid.“
Ehrenamt
Neben der Kinderbetreuung sind es vor allem ehrenamtliche Stunden und die häusliche Pflege, die Österreich tragen. Rund ein Drittel aller freiwilligen Arbeitsstunden kommt von Menschen über 60. Sie engagieren sich auch bei Feuerwehr und Rettung, im Sportverein, in der Kultur, in der Nachbarschaftshilfe. „Wenn wir Seniorinnen und Senioren morgen die Arbeit niederlegen würden, käme das öffentliche Leben in vielen Regionen ganz schnell zum Stillstand“, warnt Schwindsackl.
Für Obmann des Seniorenbundes darf die Diskussion um Pensionen nicht losgelöst vom tatsächlichen Beitrag älterer Menschen geführt werden. „Wer nur auf die Kosten schaut, sieht nur einen Teil der Wahrheit. Wir sind kein Belastungsfaktor, wir sind ein Rückgrat dieser Gesellschaft. Das beginnt – wie man jetzt wieder so deutlich sehen kann – bei der Enkelbetreuung und reicht bis zum ehrenamtlichen Einsatz im Katastrophenschutz.“ Er plädiert für eine neue Kultur der Anerkennung: „Wir wollen nicht als ‚Altlast‘ gesehen werden, sondern als Ressource, die Erfahrung, Zeit und Herzblut einbringt.“
Hochsaison
Mit Blick auf das neue Schuljahr richtet Schwindsackl einen Appell an Politik und Gesellschaft: „Wir beginnen jetzt wieder unsere stille aber äußerst intensive Hochsaison. Wir bringen Kinder sicher nach Hause, helfen bei den Hausaufgaben, hören zu und sind da. Gleichzeitig engagieren wir uns im Ehrenamt und in der Pflege. Es wäre höchste Zeit, dass diese Leistungen nicht länger unterschätzt werden. Denn ohne uns wäre vieles nicht finanzierbar – und schon gar nicht lebenswert.“