(©istockmartinhosmart) Selbst rezeptfreie Medikamente können in Kombination mit anderen Medikamenten zu gefährlichen Wechselwirkungen führen.
Medikamente sind keine Bonbons
Schmerztabletten, Nasensprays, Hustensäfte oder Kautabletten gegen Sodbrennen – viele dieser Mittel bekommt man ohne Rezept. Nichtsdestotrotz handelt es sich dabei um keine harmlosen Produkte, denn sie können, falsch angewendet, auch Schaden an-richten, weiß Apotheker Paul Ertl.
Die Risiken beginnen oft schon bei vermeintlich harmlosen Mitteln. „Bereits bei einem rezeptfreien Hustensaft kann es zu Wechselwirkungen kommen“, erklärt Apotheker Paul Ertl. „Der Wirkstoff Dextromethorphan, der in Hustensaft gegen Reizhusten enthalten sein kann, kann bei einem Patienten, der zudem Stimmungsaufheller einnimmt, in Kombination zu einem sogenannten ‚Serotonin Sydrom‘ führen, das den Serotoninspiegel stark ansteigen lässt.“ Dies könne potenziell sogar tödlich enden, macht der Experte klar.
Vorsicht ist geboten
Ein weiteres häufiges Problem sieht der Experte bei Schmerzmitteln. „Sehr häufig greifen Patienten bei Kopfschmerzen oder Gelenkbeschwerden zu rezeptfreien Schmerzmitteln“, so Ertl. „Wer jedoch blutverdünnende Medikamente einnimmt, riskiert dabei mögliche Komplikationen. Ein kurzer Hinweis in der Apotheke kann hier Schlimmeres verhindern, denn oft gibt es sichere Alternativen.“
Vorsicht ist auch bei pflanzlichen Präparaten geboten. „Das häufig rezeptfrei eingesetzte Johanniskraut, das eine stimmungsaufhellende Wirkung hat, sollte nicht unkontrolliert eingenommen werden. Es kann die Wirkung vieler anderer Medikamente empfindlich beeinflussen“, warnt der Apotheker. Gleiches gelte für Nahrungsergänzungsmittel. „Auch hier sollte eine unkontrollierte Einnahme vermieden werden. Ginkgo zum Beispiel, das häufig zur Unterstützung der geistigen Fitness eingenommen wird, kann die Blutgerinnung beeinflussen. In Kombination mit ärztlich verordneten Blutverdünnern besteht dann ein erhöhtes Blutungsrisiko.“
Check schafft Sicherheit
Um Patienten bestmöglich zu schützen, bieten viele Apotheken einen sogenannten Medikations-Check an. Dabei werden alle eingenommenen Arzneimittel und Nahrungsergänzungen auf Wechselwirkungen und eine sichere Anwendung geprüft. Besonders Menschen, die regelmäßig mehrere Medikamente einnehmen, können von diesem Service profitieren, da er die Sicherheit und Wirksamkeit ihrer gesamten Medikation gewährleistet.
Die Beispiele zeigen: Ob rezeptpflichtig oder frei verkäuflich, Medikamente erfordern Wissen und Sorgfalt. Daher kommt der persönlichen Beratung in der Apotheke vor Ort eine entscheidende Bedeutung zu. „Es gehört zu unseren Aufgaben, den Kunden zu helfen, die richtige Medikamenten-Wahl zu treffen, die Anwendung der Präparate verständlich zu erklären und so zu einer sicheren und wirksamen Behandlung beizutragen.
Wissen und Sorgfalt
Wer Fragen hat, sollte sie also nicht für sich behalten, sondern einfach in der Apotheke des Vertrauens nachfragen“, so Paul Ertl.